Die Jägersprache

Jägersprache ist nicht zu verwechseln mit "Jägerlatein", welches bei abenteuerlichen Erzählungen manchen Waidmannes und auch bei Nichtjägern Verwendung findet.

Vielmehr ist die heutige Jägersprache ein "Überbleibsel" und historisch gewachsen aus Begriffen, die ursprünglich von Jägern zur exakten Verständigung untereinander vereinbart wurden.

Als Teil des jagdlichen Brauchtums lebt sie auch heute noch weiter und stellt eine zentrale Rolle in Unterhaltungen "unter Jägern" dar.

Einem Jäger, dem zuvor ein Überläuferkeiler mit seinem Gewaff die Hose geflickt hat, springt ein Perückenbock aufs Blatt.*

Nichtjägern gegenüber verwendet der rücksichtsvolle Jäger die Jägersprache nicht, um Verständnisprobleme zu vermeiden...

 

Trotzdem hier einige Beispiele, von denen einige auch jagdlich nicht versierten Menschen bekannt vorkommen könnten:

"Ansprechen"
Wild nach Art, Geschlecht, Alter und Zustand erkennen und einordnen.

"Blattschuss"
Schuss, der ins Schulterblatt eines Tieres trifft. Da er Herz, Lunge und/oder große Blutgefäße verletzt, führt er zum sofortigen Verenden.

"Büchsenlicht"
ausreichende Lichtverhältnisse,  Kimme und Korn auf dem Büchsenlauf sind im Ziel noch erkennbar

"Halali"
Gruß & Jagdruf

"Horrido!
eigentlich "Ho Rüd, Ho!" Antreiben des Jagdhundes, bei Jägern als Begrüßung, aber auch zur Ehrenbekundung verwendet

"Pirschen"
Jagdart, bei der der Jäger vorsichtig und leise im Revier gegen den Wind „pirscht“ bzw. schleicht, um unbemerkt möglichst nahe ans Wild zu kommen

"Rudel"
Gruppe von mehreren Tieren, bei Rehwild bezeichnet man das als "Sprung" und bei Schwarzwild (Wildsauen) als "Rotte"

"Waidmannsheil"
traditionelle Begrüßungs-, Verabschiedungs-, oder Gratulationsformel unter Jägern

"Waidmannsdank"
Antwort auf ein als Gratulation gedachtes „Waidmannsheil!“

"Witterung"
Geruchssinn oder Geruch („Witterung aufnehmen“, schnuppern)

Redewendungen

Darüber hinaus, haben etliche Begriffe aus der Jägersprache als Redewendungen Einzug in unsere Alltagssprache gefunden:

 "zur Strecke bringen“
Der Ausdruck nimmt darauf Bezug, dass das erlegte Wild von den Jägern zusammengetragen und am Sammelpunkt nach einer bestimmen Ordnung aufgereiht wird. Dieser Vorgang wird auch „Strecke legen“ genannt. Heute benutzt man die Redewendung, wenn beispielsweise ein Straftäter überwältigt und festgenommen wurde.

„in die Binsen gehen“
Bei der Jagd auf Enten kann es passieren, dass sich das Tier in die Binsen flüchtet - Gräser, die im und am Wasser wachsen und nur schwer zugänglich sind. Die Chance, das Tier in diesem dichten Gewächs zu finden, ist zumindest ohne ausgebildeten Hund gering. Aus diesem Grund steht die Phrase heutzutage für einen herben Verlust oder eine misslungene Aktion in einer durchaus aussichtsreichen Situation.

„auf den Busch klopfen”
Dies wird bei der Jagd gemacht um festzustellen, ob sich im Gebüsch Wild verbirgt. Heutzutage wird diese Redewendung verwendet, wenn damit testen will, ob der Gegenüber "Sprüche klopft"

"Abblasen“
Jäger verständigten sich über ihr Horn und einer bestimmten Tonfolge, dass die Jagd beendet, also abgeblasen ist. Heute ist damit gemeint, dass eine Handlung abgesagt oder widerrufen wird.

 "von etwas Wind bekommen"
Beim Jagen ist Wind ungünstig, denn er transportiert Gerüche von Menschen und anderen Lebewesen. Wenn Tiere wie Wildschweine oder Rehe sie wittern, sind sie gewarnt und flüchten.Bekommt man heute also von etwas Wind, hat man etwas erfahren, was eigentlich geheim bleiben sollte. 

 "durch die Lappen gehen"
wenn Wild entkommt, eine Redensart, die sich aus einer heute nicht mehr praktizierten Jagdart ableitet (17.Jhd, Lappjagd)

 

 

*) hier die Übersetzung für Nichtjäger:
"Ein Jäger, den zuvor eine männliches Stück Schwarzwild im zweiten Lebensjahr, mit seinen Zähnen angegriffen, und ihm die Hose zerrissen hat, lockt in der Paarungszeit mit einem Lockruf, den er unter Zuhilfenahme eines Blattes oder eines Grashalms bläst und der den Fiepton des weiblichen Rehes nachahmt, einen abgemagerten Rehbock an, der eine krankhafte, ständig weiterwachsende Wucherung an seinem Gehörn hat, die durch eine Verletzung an seinen Geschlechtsteilen entstanden ist, den Bock stark behindert und letztendlich zum qualvollen Verenden des Bocks führen würde ..."

 

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